Wir sind das WHT

 

Derzeit sind wir aktuell ungefähr 15 Hebammen, Fach- und Assistenzärztinnen für Gynäkologie und Gesundheitspflegerinnen. Außerdem haben wir Unterstützerinnen aus nicht medizinischen Bereichen mit im Team, die uns in der Organisation und Social media Tätigkeiten unterstützen.

 

Unsere Arbeit ist ehrenamtlich und jede von uns bringt so viel Zeit und Engagement ein, wie sie möchte und es die individuelle Lebenssituation ermöglicht. Hier erfahrt ihr wer wir sind, weshalb es uns so viel Freude bereitet das WHT zu unterstützen und was unsere größten Herausforderungen sind. 

 

Das WHT Team Foto
Hebamme Beatrice Mann (links), Ärztin Mirjam Wagner (Mitte) und Hebamme Stella Avramidou (rechts)

Mirjam Wagner

Dr. med., 34 J., Ärztin

 

Seit wann bist du im WHT?

Ich bin Mitgründerin und Organisatorin des WHTs, also seit August 2015 dabei.

 

Wo und als was arbeitest du in deinem Hauptberuf?

Ich bin Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe.

 

Was hat dich dazu bewogen, im WHT ehrenamtlich zu helfen?

Gerade zu Beginn der sogenannten "Migrationswelle" 2015 gab es für geflüchtete Frauen kaum die Möglichkeit einen Frauenarzt, geschweige denn eine Hebamme zu sehen. Auch die generelle medizinische Versorgung vor Ort war sehr schwierig. Ich dachte mir: Ich liebe meinen Beruf, mir geht es gut und ich kann helfen. Innerhalb von wenigen Wochen haben wir ein Team aus ehrenamtlichen Hebammen und Gynäkologinnen  zusammengestellt und ein Frauenzelt errichtet. Der Bedarf blieb und stieg stetig, wir expandierten, die Arbeit ist erfüllend und sinnvoll. Wir werden so lange weiter machen, wie wir gebraucht werden.

 

Was war der schönste Moment in deiner Zeit im WHT?

Da gibt es viele, z.B. unser erstes "WHT-Baby". Die Betreuung einer Mutter quasi vom positiven Schwangerschaftstest bis zur Nachsorge (und die Geburt sogar in meiner Klinik). Es ist einfach schön, dass wir auch häufig glückliche Frauen in unserer Sprechstunde sehen und wir ihnen das Gefühl geben können, dass jemand aufpasst und zuhört. 

 

Was sind die größten Schwierigkeiten bei eurer Arbeit?

Bürokratie. Damals in die Erstaufnahmen reinzukommen, überhaupt helfen zu dürfen. Hier gab es mehr Stolpersteine, als man glaubt. 

Aber auch keine Antworten zu haben für die verzweifelten Frauen, die beispielsweise nicht länger in Massenunterkünften wohnen wollen. Mittlerweile haben sich neue Bereiche in der Versorgung von Frauen aufgetan, die auch einen erschwerten Zugang in unser Regelsystem haben, wie z.B. Obdachlose, Sexarbeiterinnen, Menschen ohne Papiere.

 

Was wünscht du dir für die Zukunft des WHTs?

Option A: Das die Gesundheitsversorgung so gut wird, dass unsere Arbeit nicht mehr benötigt wird.

Option B: Langfristig eine angemessene Honorierung (Was ja ein generelles Problem in unserem Gesundheitssystem darstellt).

Wibke Bohny

 35J., Hebamme

 

Seit wann bist du im WHT?
Seit den allerersten Anfängen im August 2015.

Wo und als was arbeitest du in deinem Hauptberuf?
Ich betreue als freiberufliche Hebamme Familien in Eimsbüttel, Eppendorf und der Schanze rund um Schwangerschaft und Wochenbett und habe eine Praxis zusammen mit anderen Kolleginnen in der Amandastraße. Außerdem studiere ich Ethnologie an der Uni Hamburg.

Was hat dich dazu bewogen im WHT ehrenamtlich zu helfen?
Ich war von der Flüchtlingsthematik ergriffen und hatte das Gefühl, dass ich etwas tun und helfen muss. Ich habe zuerst in der Kleiderkammer mitgearbeitet und bin dann auf ein Treffen der RW-Karo Inititative im St.Pauli Stadion gegangen, um zu erfahren, wie ich meinen Beruf besser
einbringen kann. Dort habe ich dann Michael, Mirjam , Charlotte und Laurand getroffen. Dann nahm alles seinen Lauf und wir haben etwas echt Tolles auf die Beine gestellt.

Was war der schönste Moment in deiner Zeit im WHT?
Genau zu definieren ist dieser nicht. Es gab viele schöne Momente, wie z.B. die Frau die nach einer langen Flucht zum ersten Mal die Herztöne ihres Babys hören konnte (nicht zuletzt weil wir durch Spendengelder Doptone kaufen konnten), die Frau die endlich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand gehalten hat und es für sie einen großen Neuanfang in einem neuen Land bedeutet hat und nicht zuletzt die Momente mit meinen ganzen Kolleginnen mit denen Freundschaften entstanden sind und sich eine super Zusammenarbeit entwickelt hat.

Was sind die größten Schwierigkeiten bei deiner Arbeit?
Definitiv die Bürokratie. Ich war am Anfang etwas naiv und dachte, dass es kein Problem sein sollte, einfach helfen zu können - schließlich wollte ich mein Fachwissen kostenlos zur Verfügung stellen. Ich musste jedoch lernen, dass dies nicht immer so einfach ist wie man denkt und es Regularien gibt, die notwendig und sinnvoll sind, aber auch manchmal Nerven kosten. Die
Zusammenarbeit mit den Betreibern der Unterkünfte hat sich aber gut eingespielt und wir waren dort immer gern gesehen.

Was wünschst du dir für die Zukunft des WHT?
Das wir überflüssig werden, weil es keine Massenunterkünfte mehr gibt und die geflüchteten Frauen in die normale Regelversorgung unseres Gesundheitssystems eingegliedert werden.

Karin Frier

73 J., gelernte Hebamme. In Ruhestand.

 

Seit wann bist du im WHT?

Ich arbeitete von November 2015 bis 2018 beim WHT und fand das ganz besonders Klasse, weil ich ja doch schon etwas älter und nicht mehr so ganz fit bin.

 

Wo und als was arbeitest du in deinem Hauptberuf?
Ich habe als Hebamme im Krankenhaus (z.B. Marienkrankenhaus) vielen Kindern auf die Welt geholfen und dann als Arzthelferin ( weil Familie und Schichtdienst sich nicht vertrugen) in vielen Sparten der Medizin (Allgemeinmedizin, Gynäkologie natürlich, Haut, Gefäßchirurgie) gearbeitet,  Privat-, Kassen- und BG-Abrechnung erlernt und viele Jahre in diesem Bereich gearbeitet.
Seit mehreren Jahren bin ich nun Rentnerin mit zwei Nebenjobs und eben auch mit viel Freude beim WHT.

Was hat dich dazu bewogen im WHT ehrenamtlich zu helfen?
Großes Interesse an Gynäkologie und Geburtshilfe, großes Interesse an den Flüchtlingen und ihrer Situation in Deutschland. Und ich wollte nicht zu den Leuten gehören, die immer nur reden und dann doch nichts tun.
Außerdem macht es mir unheimlich viel Spaß!
Was war der schönste Moment in deiner Zeit im WHT?
Es gab schon viele schöne Momente, eben das gesunde Baby, dass nach Betreuung und Engagement von uns allen dann auch von uns "stolz" auf den Arm genommen werden konnte.

Sehr nett sind auch die wenigen Momente, in denen man mit den doch so "fremden" Frauen durch einen Blick oder eine Hand auf der Schulter der anderen plötzlich ein gewisses Verstehen verspürt! Das macht Mut, dass wir "das doch vielleicht schaffen"  können!

 

Was sind die größten Schwierigkeiten bei deiner Arbeit?
Das größte Problem scheint mir  - zumindest während der Sprechstunden in den ZEAs - die Verständigung zu sein. Trotz unserer wirklich bemühten und einfühlsamen Dolmetscherinnen fehlen oft die richtigen Worte und das Verstehen - auf beiden Seiten.
Was wünschst du dir für die Zukunft des WHT?
Eigentlich wünschte ich, dass es uns gar nicht geben müsste, weil es dann eben auch keine Flüchtlinge gäbe und also auch keinen Krieg und arme, verfolgte Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen. So lange diese Situation aber besteht ist dieses Team bestimmt ein Segen für Frauen, die ärztliche Hilfe, unbürokratischen Rat und häufig auch engagierte Taten brauchen.

Ihr tollen jungen Frauen vom WHT, macht weiter so.


Ingrid Buck

Dr. med., 61 J., Gynäkologin mit Zusatz gyn. Onkologie und Kunsttherapeutin

Seit wann bist du im WHT?

Ich glaube, seit Januar 2016

 

Wo und als was arbeitest du in deinem Hauptberuf?

Leitung des Brustzentrums FEK Neumünster, 1 Tag/Woche gyn. Praxis in Hamburg.

 

Was hat dich dazu bewogen, im WHT ehrenamtlich zu helfen?

Ich finde es gut, einen realistischen Blick hinter die Kulissen zu werfen und mitzubekommen, wie die Verhältnisse in den Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge sind. Es entspricht meiner politischen Einstellung, dort mit meinen Kenntnissen zu helfen, zumindest so lange die gynäkologische Betreuung von Flüchtlingen nicht staatlich finanziert statt findet. Und ich denke, dass wir mit unserer Anwesenheit dort auch eine gewisse Öffentlichkeit schaffen, was Schutz gegen Übergriffe darstellen kann.

 

Was war der schönste Moment in deiner Zeit im WHT?

Schönste Momente? Kann ich gar nicht an einem Beispiel festmachen. Aber das Engagement von so vielen Hebammen und ärztlichen Kolleginnen zu erleben, "gemeinsame Sache" zu machen, die Flüchtlingsfrauen in ihrer speziellen Situation und auch die vielen tollen Übersetzerinnen kennenzulernen, finde ich spannend und motivierend.

 

Was sind die größten Schwierigkeiten bei eurer Arbeit?

Problematisch finde ich den Aspekt, dass wir durch unsere ehrenamtliche Arbeit möglicherweise den Staat von seiner Verpflichtung entlasten. Ich sehe unsere Tätigkeit in den Erstaufnahmeeinrichtungen aber auch nicht als Ersatz für eine geregelte gynäkologische Versorgung, sondern als eine Art "Vorsortieren" (wer braucht was?) und Beratung mit mehr Zeit als in Krankenhäusern oder Praxen verfügbar.

 

Was wünscht du dir für die Zukunft des WHTs?

Irgendwann in absehbarer Zukunft, fände ich eine Verknüpfung mit den staatlichen Verpflichtungen, ggf. auch Bezahlung der Tätigkeit politisch für wünschenswert.

Johanna Hunstig

34 J., Familienhebamme und Frühförderin (B.A.)

 

Seit wann bist du im WHT?

Seit 2016 dabei.

Wo und als was arbeitest du in deinem Hauptberuf?
Familienhebamme in Billstedt.
Was hat dich dazu bewogen im WHT ehrenamtlich zu helfen?
Ich wollte schon lange etwas für geflüchtete Familien tun, wusste aber nicht so recht, wie ich sinnvoll mein Fachwissen einbringen kann. Umso mehr habe ich mich gefreut, als ich auf ein so nettes Team gestoßen bin, in das ich mich nun gern einbringe.

 

Was war der schönste Moment in deiner Zeit im WHT?
Das Leuchten in den Augen einer hoch schwangeren Frau, die nach Monaten der Angst und Sorge bei uns zum ersten mal die Herztöne ihres Kindes hörte.
Was sind die größten Schwierigkeiten bei deiner Arbeit?

Es ist nicht immer leicht, Frauen kultursensibel und offen zu begegnen, wenn sie häufig mit gleichen Symptomen zu uns kommen ohne unsere Ratschläge zu befolgen. Da braucht es gegenseitiges Verständnis und Geduld.

Was wünschst du dir für die Zukunft des WHT?
Ich wünsche mir, dass die Arbeit, die wir freiwillig leisten, gesehen und geachtet wird und die Hilfe  bei den Frauen landet, die sie wirklich benötigen.

 


Marie Sunder-Plassmann

35 J., Ärztin, in Elternzeit

 

Seit wann bist du im WHT?

Ich bin seit dem Anfang dabei, also seit dem Sommer 2015, als sich eine Gruppe aus Hebammen und Frauenärzten gefunden hat, um die chaotischen Zustände der Schwangeren und Frauen in den Messehallen etwas zu verbessern.
Wo und als was arbeitest du in deinem Hauptberuf?
Ich arbeite als Assistenzärztin in der Gynäkologie und Geburtshilfe im Albertinen Krankenhaus.
Was hat dich dazu bewogen im WHT ehrenamtlich zu helfen?
Als die erste große Welle der Flüchtlinge in Hamburg ankam, gab es viele Initiativen um die geflüchteten Menschen willkommen zu heißen, zu unterstützen und um die teilweise sehr chaotischen Zuständen zu verbessern. Da lag es für mich nahe, mich in meinem Bereich zu engagieren. Und schnell merkten wir, dass gerade der Bereich Frauengesundheit in en Unterkünften viel zu kurz kommt und wir uns da sinnvoll einsetzen können. Und so haben wir gemeinsam das WHT gegründet, um über die begrenzte Zeit der Unterstützung in den Messehallen im Zentrum von Hamburg hinaus auch weiter am Ball zu bleiben und kontinuierlich in verschiedenen Unterkünften Sprechstunden anzubieten.
Was war der schönste Moment in deiner Zeit im WHT?
Einmal fing eine ältere Frau, die ein eher einfach zu behandelndes gynäkologisches Problem hatte, plötzlich an zu weinen. Ich fragte die Übersetzerin etwas erschrocken, was denn nun passiert sei. Und da sagte sie: „ Nichts, sie sei einfach so glücklich, auf jemanden zu treffen, der ihr wirklich zu höre und sie ernst nehmen würde.“  Ein zweites Mal konnten wir für eine junge Frau für wenig Geld die Einlage einer Spirale organisieren. Auch sie weinte vor Freude. Sie sagte, sie sei es so gewohnt, dass alles was sie brauche und sich wünsche, bisher immer nur auf Widerstände treffe und abgelehnt werden würde und nun würde plötzlich ein Wunsch einfach mal in Erfüllung gehen.
Was sind die größten Schwierigkeiten bei deiner Arbeit?
Eine Schwierigkeit ist die sinnvolle und effektive Zusammenarbeit mit den Unterkünften. In manchen klappt es sehr gut, in manchen sind die organisatorischen Abläufe etwas mühsam und unnötig arbeitsaufwendig.
Eine weitere Herausforderung ist für mich der Umgang mit dem teilweise sehr unterschiedlichen Verständnis von Krankheit und den darauf folgenden Erwartungen an den Arzt.
Was wünschst du dir für die Zukunft des WHT?
Ich finde es wichtig, dass die Arbeit des WHT in möglichst vielen Unterkünften weiter geführt wird. Die Situation der Flüchtlinge ist in den meisten Köpfen bereits in den Hintergrund gerückt, da sie im alltäglichen Leben nicht präsent sind. Regelmäßig in den Unterkünften zu sein, zu sehen wie die Menschen nun teilweise schon seit über einem Jahr in Baumärkten in einem riesigen Raum in Stockbetten dicht nebeneinander ausharren und warten, zeigt einem, dass das Problem noch nicht gelöst ist und  man weiter versuchen sollte die Menschen zu unterstützen.
Unser Ziel ist es, dass die Frauen in der Regelversorgung mit aufgenommen werden. In einigen Fällen funktioniert dies auch. Trotzdem merken wir, wie wichtig es ist, direkt vor Ort zu sein, Frauen auch mit Themen wie Verhütung, Hygiene etc zu unterstützen und wenn es nötig ist, zu selektieren, welche Frau dringend bei einem Facharzt oder im Krankenhaus gesehen werden sollte. Dafür freuen wir uns über ein wachsendes Team und viele Leute, die motiviert sind uns zu unterstützen!